Im Jahr 130 n. Chr. ertrank Antinoos, der Favorit des römischen Kaisers Hadrian (117–138 n.Chr.), im Alter von 19 Jahren im Nil, als sich die kaiserliche Entourage in Ägypten aufhielt. Wenig später wurde er auf Geheiß des Herrschers zum Gott erklärt und ihm wurden kultische Ehren zuteil. Obwohl es unüblich war, Personen, die nicht dem Kaiserhaus angehörten, in dieser Weise zu würdigen, gibt es von Antinoos sehr viele überlieferte Bildnisse in den verschiedensten Kunstgattungen, was die herausragende Wertschätzung des Jünglings durch Hadrian belegt.
Die ausgesprochen seltenen Medaillons mit dem Bild des Antinoos, die heute Höchstpreise in Münzauktionen erzielen, erfreuten sich bereits in der Antike großer Beliebtheit.
Neben der kunstgeschichtlichen Betrachtung und dem historischen Hintergrund der Medaillons spielt in diesem Buch die Religionsgeschichte eine herausragende Rolle.
In einer Zeit des religiösen Umbruchs, in der die Religion der Väter kaum Antworten auf die immer drängender gestellten Fragen nach dem Sinn des Lebens und dem Weiterleben nach dem Tod geben konnte, traten Mysterienreligionen und Heilslehren immer mehr in den Vordergrund. Auch Kaiser Hadrian und Antinoos hingen dem Mystizismus an.
So wurde Antinoos auf vielen Darstellungen Göttern angeglichen, die man mit Wiedergeburt und einem Leben nach dem Tod assoziierte. Dies wiederum rief die frühen Kirchenväter „auf den Plan“, denen die Parallelen des Antinoos-Kults mit der christlichen Lehre nicht verborgen blieben. Die frühen Christen reagierten deshalb auf die Konkurrenz durch die neue Heilslehre sehr empört.
Das überholte Werk von Gustave Blum aus dem Jahre 1914 galt bislang als Grundlage der Antinoos-Numismatik und wird deshalb im Anhang auch vollständig dokumentiert. Mit diesem Buch wird nun ein neues Bestimmungswerk vorgelegt, das den heutigen Erfordernissen und Ansprüchen genügt. Im Vordergrund steht nicht mehr die schematische Gliederung, sondern die kultur- und religionsgeschichtliche Aussage der Prägungen für Antinoos.
Das vorliegende Buch mit seinen ästhetisch ansprechenden Bildern dürfte nicht nur Numismatiker und Historiker, sondern in gleicher Weise auch Kunst- und kunstgeschichtlich interessierte Leser ansprechen.
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operalounge.de (16.01.2018, Link)